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Die Linie 7


Mit der Straßenbahnlinie 7 nach Woltmershausen

Der Bremer Stadtteil Woltmershausen, besser als Pusdorf bekannt, wird heute von der BSAG-Buslinie 24 erschlossen. Bis Mitte 1965 pendelte jedoch die Straßenbahnlinie 7 zwischen Rablinghausen und Findorff.
Erste Strecken eines innerstädtischen Schienennetzes waren in Bremen ab 1876 durch die Pferdebahn entstanden, so z. B. ab 1889 die Pferdebahn vom Markt über Langenstraße und Kaiserbrücke zum Hohentor. 1892 folgte die Elektrifizierung.

Die wachsende Bebauung und Industrialisierung der Vorstädte Bremens erforderte den Ausbau des Straßenbahnnetzes. Schrittweise wurde die rot-grüne Linie (ab 1908 Linie 7) bis Rablinghausen verlängert: 1901 zur Rose-Mühle (Zwischenahner Straße), 1903 bis Deichschart (Dötlinger Straße), 1909 zur Stromer Straße und 1933 zum Bakeweg. Weitere geplante Erweiterungen z. B. zum Dorf Lankenau oder in den 60er Jahren zum Neustädter Hafen, unterblieben.

Galt die Woltmershauser Linie anfangs als Strecke von zweifelhafter Rentabilität, entwickelte sich das Verkehrsaufkommen gut. Die wachsende Bebauung, der Berufsverkehr z. B. zur Tabakwarenfabrik Brinkmann und Ausflugsziele an der Weser sorgten für gut besetzte Züge. 1908 wurde gegenüber dem Woltmershauser Friedhof das Straßenbahndepot eröffnet.

Die Linie 7 wechselte im Laufe der Jahrzehnte häufiger ihre Streckenführung, bediente jedoch stets Woltmershausen.

Bis 1952 war in Schwachhausen (Hartwigstraße) die zweite Endstelle (heute Linie 8), anschließend in Findorff (Hemmstraße).

Besonders aufwendig waren die Rangiermanöver vor dem Woltmershauser Depot, wenn Züge mit Beiwagen ab- bzw. gekuppelt und ins Depot rangiert wurden. Als Hauptlinie fuhren die Triebwagen der "7" mit bis zu zwei Anhängern. Da in Rablinghausen eine Wendeschleife fehlte, musste dort umgesetzt werden. Hierzu wurden die Beiwagen abgekuppelt und die Triebwagen rangierten über Weichen wieder vor die Wagen. Auf der Linie 7 konnten daher nur die älteren Zweirichtungsfahrzeuge (Museumswagen 701) eingesetzt werden. Eine Wendeschleife in Rablinghausen war bereits vorbereitet, wurde aber nicht mehr ausgeführt. Dadurch konnten die damals modernen Großraumzüge hier nicht eingesetzt werden.

Waren ursprünglich noch Modernisierung und Erweiterung ein Ziel bremischer Verkehrspolitik, kam 1965 das "Aus" für die Linie 7. Am 30. Mai befuhr sie zum letzten Mal ihre Strecke von Rablinghausen über Hohentor, Westerstraße, Markt, Hauptbahnhof, Breitenweg ins Findorffviertel. Busse der Linien 24 und 25 lösten die Bahn ab.

Anekdoten

Auf der "7" existierte im Vergleich zu anderen Linien zwischen den Fahrgästen und dem Personal ein besonders persönliches Verhältnis, berichten ältere Pusdorfer. Meistens wurde Plattdeutsch gesprochen und man kannte sich.
Einige Fahrer, Schaffner und Fahrgäste waren als "Originale" in Bremen bekannt, z. B. ein Kollege, der beim Rangieren an der Endstelle seinen Blatt-Tabak auf die Schienen legte und, nachdem die Räder mehrmals darüber hinweggerollt waren, den Grob- bzw. Feinschnitt in die Pfeife stopfte.

Ein Bauer fuhr mit seinem Pferdefuhrwerk auf den Schienen und behinderte somit die Weiterfahrt der Straßenbahn. "Können Sie nicht mal eben von den Schienen fahren?" "Ich schon, aber Du nicht!", gab dieser zur Antwort.

Die "7" galt als volkstümliche Linie und war in Woltmershausen sehr beliebt. Als sie Pfingsten 1965 die letzte Fahrt antrat, fuhr den ganzen Tag über ein bekränzter Zug auf Strecke. Zu der Verabschiedung in Rablinghausen waren unzählige Pusdorfer gekommen und bedauerten das Ende.

Ausführlicher Bericht in unserer "Elektrische" Ausgabe 5